Die drittgrößte Insel des Mittelmeeres (225 km lang, ca. 90 km breit, 9.251 km², 648 km Küste) liegt in Kleinasien, dem Nahen Osten und Afrika näher als Europa. Zur türkische Küste sind es ca. 65 km, zur syrischen knapp 100 km und zur ägyptischen rund 350 km. Der heute griechische Teil Zyperns (er macht rund 60 % der Insel aus) wird vom Troodos – Gebirge, mit dessen höchsten Berg Olympus 1.952 m, beherrscht. Nach Norden fällt das Gebirge in die Zentralebene (die Mesaoria) ab. Hier breiten sich bis zur Nordkette, einem steilen Gebirgszug im türkisch besetzten Teil, weite Getreidefelder aus und mitten darin das Häusermeer der Hauptstadt Nicosia, die als einzige Stadt Zyperns nicht an der Küste liegt (und noch – wie früher Berlin – geteilt ist). Nach Süden und Westen neigt sich das Troodos – Gebirge der Küste zu – eine grüne Gartenlandschaft, in der Orangen und Zitronen aus den Zweigen leuchten, Oliven und Wein in der Sonne reifen, Eukalyptus und Mimosen um die Wette duften. Die Küsten säumen endlos scheinende Strände, oftmals steinig oder aus kleinen Kieseln bestehend, aber auch aus feinem Sand. Die Geschichte der Insel reicht 10.000 Jahre zurück. Zahlreiche Ausgrabungsstätten und Kulturdenkmäler führen den Interessierten eindrucksvoll durch die verschiedenen historischen Epochen eines Eilands, das man einst Cuprus nannte – wegen seiner reichen Vorkommen an Kupfer.
Geschichte
8200 – 3900 v.Chr. – Jungsteinzeit
Reste der ältesten bisher bekannten Siedlungen jener Zeit auf Zypern sind in Choirokoitia und Kalavassos (Tenta) zu sehen: beide liegen unweit der Autobahn Lefkosia-Lemesos.
Diese Kultur entwickelte sich an der Nord-und Südküste. Zuerst waren nur Steingefäße in Gebrauch. Nach 5000 v. Chr. treten in der zweiten Phase auch Töpferwaren in
Erscheinung.
3900 – 2500 v.Chr. – Kupfersteinzeit
Übergangsphase zwischen Steinzeit und Bronzezeit. Die meisten Niederlassungen dieser Zeit finden sich m Westzypern, wo sich ein Fruchtbarkeitskult entwickelt Das Kupfer wird
entdeckt und m kleinerem Ausmaß abgebaut.
2500 – 1050 v.Chr. – Bronzezeit
Die ausgedehnte Kupferförderung bringt der Insel Reichtum. Der Handel erstreckt sich bis zum Nahen Osten, Agypten und der Ägais, wo Zypern unter dem Namen Alasia bekannt ist.
Nach 140 v.Chr. erreichen Mykener die Insel, um Handel zu betreiben. Während des 11. und 12. Jahrhunderts kommen Ströme sog. Achäer aus Griechenland und siedeln sich auf der
Insel an. Sie verbreiten die griechische Sprache, Religion und Bräuche. Nach und nach übernehmen sie die Herrschaft über Zypem und gründen die ersten Stadtkönigreiche: Pafos,
Salamis, Kition und Kourion. Die Insel wird fortschreitend hellenisiert.
1050 – 750 v.Chr. – Geometrische Zeit
Zypern ist nun eine Insel mit zehn Stadtkönigreichen. Phönizier siedeln sich in Kition an. Das 8. Jhdt. v. Chr. ist eine Zeit großen Wohlstands.
750 – 325 v.Chr. – Archaische und klassische Zeit
Die Insel ist weiterhin wohlhabend, fällt aber mehreren Eroberern zum Opfer. Die zyprischen Königreiche werden aufeinanderfolgend Tributpflichtige Assyriens, Ägyptens und
Persiens. König Evagoras von Salamis (411 – 374 v. Chr.) vereinigt Zypern und macht die Insel zu einem führenden politischen und kulturellen Zentrum der griechischen Welt.
333 – 325 v.Chr.
Die Stadtkönigreiche Zyperns heißen Alexander den Großen, König von Makedonien, willkommen und Zypern wird Teil seines Reiches.
325 – 58 v.Chr. – Hellenistische Zeit
Nach den rivalisierenden Kämpfen der Generäle Alexanders um dessen Erbe fällt Zypern dem hellenistischen Staat der Ptolemäer in Ägypten zu. Die Ptolemäer heben die
Stadtkönigreiche auf und vereinigen Zypern, dessen Hauptstadt Pafos wird.
58 v.Chr. – 330 n.Chr. – Römische Zeit
Zypern fällt unter die Herrschaft des Römischen Reiches. Auf den Missionsreisen des Heiligen Paulus und Barnabas wird der Prokonsul Sergius Paulus zum Christentum bekehrt:
Zypern wird das erste christlich regierte Land. Verheerende Erdbeben ereignen sich im ersten vorchristlichen und nachchristlichen Jahrhundert; ganze Städte werden wieder
aufgebaut. 313 n.Chr. garantiert das Mailänder Edikt den Christen Religionsfreiheit. Zyprische Bischöfe nehmen 325 am Konzil von Nikäa teil.
330-1191 n.Chr. – Byzantinische Zeit
Nach der Teilung des Römischen Reiches gehört Zypern zum Oströmischen Reich (als Byzanz bekannt) mit seiner Hauptstadt Konstantinopel. Das Christentun wird zur Staatsreligion.
Kaiserin Helena besucht Zypern und gründet das Kloster Stavrovouni. Erdbeben zerstören im 4. Jhdt. Die großen Städte völlig.
Es entstehen neue: Constantia ist nunmehr die Hauptstadt. Große Basiliken entstehen. Nach der Auffindung des Grabes des Hl. Barnabas gewährt Kaiser Zeno 488 der Kirche von
Zypern volle Autonomie und verleiht dem Erzbischof außergewöhnliche Privilegien: einen Purpurmantel und anstelle des Hirtenstabs ein Zepter zu tragen, sowie mit roter Tinte zu
unterzeichnen. 647 wird Zypern von den Arabern unter Muawiya überfallen.
Drei Jahrhunderte lang bleibt Zypern den Angriffen von Arabern und Piraten ausgesetzt, bis Nikephoros Phokas 965 die Araber aus Kleinasien und Zypern vertreibt.
1191-1192 n.Chr. – Richard Löwenherz und die Templer
Isaak Komnenos, selbsternannter Herrscher Zyperns, verhält sich unhöflich gegenüber schiffbrüchigen, die zur Flotte Richards I. gehörten, der sich auf dem 3. Kreuzzug befand.
Richard im Gegenzug besiegt Isaak, ergreift von der Insel Besitz und heiratet Berengaria von Navarra in Lemesos, wo sie zur Königin von England gekrönt wird. Richard verkauft
die 1nsel ein Jahr später für 100 000 Dinare an die Templer, die sie schließlich Guy de Lusignan, dem abgesetzten König Jerusalems, zum gleichen Preis überlassen.
1192-1489 n.Chr. – Fränkisch-Lusignanische Zeit
Zypern wird feudalistisch regiert, die katholische Kirche ersetzt offiziell die griechisch-orthodoxe, die aber trotz starker Unterdrückung überleben kann. Ammochostos wird zu
einer der reichsten Städte im Vorderen Orient. Während dieser Zeit werden die historischen Namen der Städte Lefkosia, Ammochostos und Lemesos durch die Namen Nicosia,
Famagusta und Limassol ersetzt. Die Dynastie der Lusignans endet, als die letzte Königin, Caterina Cornaro 1489 Zypern Venedig überläßt.
1489-1571 n.Chr. – Venezianische Zeit
Die Venezianer betrachten die Insel als letzte Bastion gegen die Osmanen und befestigen sie. Dabei reißen sie herrliche Bauten ab, um die Stadt auf die Ausdehnung innerhalb
der Festungsmauern zu begrenzen. Um Ammochostos werden eindrucksvolle Mauern gebaut, die damals als Meisterwerke der Militärarchitektur angesehen wurden.
1571-1878 n.Chr. – Osmanische Zeit
1570 greifen türkische Truppen Zypern an, nehmen Lefkosia ein, richten dort ein Blutbad an (20 000 starben) und belagern Ammochostos fast ein Jahr lang. Der venezianische
Befehlshaber Marc Antonio Bragadino ergibt sich nach tapferer Gegenwehr dem osmanischen Befehlshaber Lala Mustafa, der den Belagerten zunächst freien Abzug gewährt.
Später jedoch befiehlt er, Bragadino zu peitschen und verurteilt die anderen zu Tode. Im Gefolge der Einverleibung in das osmanische Reich wird die westliche Geistlichkeit
vertrieben oder zum Islam zwangsbekehrt und die griechisch-orthodoxe Kirche wieder in ihre Rechte eingesetzt. Mit der Zeit wird der Erzbischof, Führer der Griechisch –
Orthodoxen, deren Repräsentant beim Sultan. Als 1821 der griechische Unabhängigkeitskampf ausbricht, werden der Erzbischof von Zypern, drei Bischöfe und andere
Persönlichkeiten hingerichtet. Die muslimische Minderheit entwickelt schließlich während der Osmanischen Zeit eine zypriotische Identität.
1878 – 1960 – Britische Zeit
Aufgrund der Zypernkonvention von 1878 übernimmt Großbritannien die Verwaltung der Insel, die bis 1914 formal Teil des Osmanischen Reiches bleibt. Nach dem Kriegseintritt der
Türkei auf Seiten der Achsenmächte annektiert Großbritannien die Insel. In den Verträgen von Lausanne (1923) verzichtet die Türkei auf alle Ansprüche, 1925 wird Zypern
britische Kronkolonie. Im gesamten 2. Weltkrieg dienen zyprische Freiwillige den britischen Streitkräften. Die Hoffnung auf Selbstbestimmung, die in der Nachkriegszeit anderen
Ländern zugestanden wurde, wird von Großbritannien durchkreuzt, das die Insel als strategisch besonders wichtig betrachtet. Ein bewaffneter Freiheitskampf bricht 1955 gegen
die Kolonialherrschaft und für eine Vereinigung Zyperns mit Griechenland aus. Er dauert bis 1959.
1960 bis heute – Republik Zypern
Aufgrund des Vertrages von Zürich und London wurde Zypern am 16. August 1960 eine unabhängige Republik. Seitdem ist es Mitglied der Vereinten Nationen, des Europarats, des
Commonwealth und der Bewegung der Blockfreien. Aufgrund obigen Vertrags behielt Großbritannien auf der Insel zwei souveräne Stützpunkte (158,5 qkm), Dekeleia und
Akrotiri-Episkopi. Viele Bestimmungen der Verfassung der Republik Zypern von 1960 erwiesen sich als nicht realisierbar; eine reibungslose Durchführung war unmöglich. Als der
Präsident der Republik 1963 einige Verbesserungen der staatlichen Funktionsfähigkeit vorschlug, reagierte der türkisch-zypriotische Bevölkerungsteil mit Aufruhr. Die
türkisch-zyprotischen Minister zagen sich aus dem Kabinett zurück, die türkisch-zypriotischen Staatsbeamten betraten ihre Büros nicht mehr und die Türkei drohte mit einer
Invasion Zyperns. Die Teilung der Insel und ihr Anschluß an die Türkei ist Ziel der zyprisch-türkischen Führung; dabei handelt sie nach Weisungen der türkischen Regierung. Im
Juli 1974 wurde von der damals in Griechenland regierenden Militärjunta ein Staatsstreich gegen Makarios inszeniert. Diesen nutzte die Türkei als Vorwand, um am 20, Juli 1974
eine Invasion in Zypern durchzuführen, alle herrschenden Regeln verletzend und gegen die internationalen Beziehungen und die Charta der Vereinten Nationen verstoßend. Die
Fortführung der türkischen Militärbesetzung sowie die ständige Verletzung der Menschenrechte in Zypern sind von internationalen Organisationen verurteilt worden, doch bis
heute weigert sich die Türkei, ihre Truppen abzuziehen und erhält die gewaltsame Teilung der Insel aufrecht. Seit dem 01. Mai 2004 ist die Republik Zypern Mitglied der
Europäischen Union.